Das Münchenstift 2012, hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.
Das Münchenstift 2012
hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.

Alten- und Pflegeheim an der Effnerstraße

Effnerstraße 76

Bogenhausen-Priel

Seit Mai 2004 war in der örtlichen Presse viel über die Schließung des Altenheimes in der Effnerstraße im Bogenhausener Priel zu lesen. Unter dem Titel „München verliert wieder 246 Altenpflegeplätze“ wurde man über die Zukunft des fast 40 Jahre alten Münchenstift-Pflegeheims informiert. Für den Münchenstift-Chef war bereits seit langem klar, dass das Haus an der Effnerstraße sowohl in der konzeptionellen Entwicklungsmöglichkeit, wie auch aufgrund der notwendigen Sanierung keine Zukunft mehr hat. Ein Gesamtumbau mit Kosten von 15 bis 17 Millionen Euro würde die Wohnqualität nicht wesentlich verbessern. Seit sechs Jahren wurde nur noch der absolut notwendige Bauunterhalt durchgeführt.

Viele Lokalpolitiker engagierten sich für den Erhalt der Einrichtung, eine Bürgerinitiative „Rettet das Altenheim Effnerstraße“ wurde gegründet. In mehreren Protestaktionen, einer Demonstration vom Herkomerplatz zum Altenheim, in Lichterketten (Aktion des ökumenischen Bündnisses der Kirchen im Münchner Osten) und in Unterschriftenlisten (ca. 2140 Unterschriften kamen zusammen) wurde der Widerstand der Bürger gegen die Heimschließung öffentlich gemacht. Im Juli 2004 beschloss der Stadtrat den Abriss des Altenheims und gab die Entwicklung eines Konzeptes für einen Neubau in Auftrag.

Die endgültige Räumung erfolgte Ende des Jahres 2005. Der Erlös aus dem Grundstücksverkauf (12 Millionen Euro) wird für den Neubau auf dem gleichen Grundstück verwendet, als Baubeginn war 2006 vorgesehen, die Fertigstellung des 13.500 qm großen, vierstöckigen neuen Pflegeheims sollte 2007 erfolgen. Die endgültige Eröffnung erfolgte schließlich im Frühjahr 2102. Betreiber ist die Münchenstift GmbH, eine gemeinnützige Gesellschaft der Landeshauptstadt München. 208 Plätze stehen zur Verfügung.

Altenheim an der Effnerstraße vor dem Abriss; historische Ansichtskarte, © privat

1965 errichtet, galt das Altenheim an der Effnerstraße als ein Paradebeispiel für modernes Bauen. Im Hauptgebäude mit seinen acht Geschossen waren 308 Einzelzimmer und zwölf Doppelzimmer untergebracht, die Zimmer für das Personal lagen im siebten Obergeschoss. Den Krankenbau (24 Zweibettzimmer und vier Einbettzimmer) erreichte man über einen Verbindungsbau, in dem sich ein Arzt- und ein Behandlungszimmer befanden. Die Räume der Bewohner waren mit einer Waschgelegenheit ausgestattet, an eigenen Möbeln fanden Bett, Schrank und Sitzgelegenheiten Platz. Eine gemeinsame Badeanlage war vorhanden und Teeküchen auf den einzelnen Stockwerken mit abschließbaren Kühlschrankfächern. Einen Speisesaal richtete man nicht ein, da die drei Mahlzeiten täglich auf den Zimmern serviert wurden. Dafür gab es ein gemütliches Bierstüberl als Treffpunkt, und ein Farbfernseher (1980, im Fernsehraum) half, lange Abendstunden zu überbrücken. Im Jahre 1980 gab es 60 Pflegebetten in einer gesonderten Abteilung. Für die über 300 Bewohner wirkten 78 Kräfte im Haus. Das Haus wurde im Laufe der Zeit zu 100 Prozent in ein Pflegeheim umgewandelt, ein Großteil der Bewohner war bettlägerig oder gehbehindert.

Der aus jugoslawischem „Adria“-Stein gefertigte Taubenbrunnen vor dem Haus, entworfen von Erika Lochmüller aus Prien am Chiemsee und aufgestellt am 4. August 1965 beim Haupteingang des Altenheims, stand schon im Jahr 2005 nicht mehr dort. Sein jetziger Aufenthaltsort ist unbekannt.

Text: Karin Bernst, „Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten“, Kalender 2005.

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