Die Basispyramide (nördlich von Oberföhring), fotografiert 2007, im Hintergrund das Heizkraftwerk München-Nord; hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.
Die Basispyramide (nördlich von Oberföhring), fotografiert 2007, im Hintergrund das Heizkraftwerk München-Nord; hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.

Basispyramide

Unterföhring

 

Von einem Geniestreich der Landvermessung zeugt noch heute ein etwa fünf Meter hohes Denkmal in Unterföhring. Wenig malerisch eingezwängt zwischen Heizkraftwerk, Föhringer Ring und Kreisstraße M3 wird für Vorbeifahrende kurz die sogenannte Basispyramide sichtbar, die genau auf dem Punkt steht, von dem aus 1801 die Grundlinie der ersten Landvermessung nach Aufkirchen gezogen wurde. Die Pyramide ist das Zeichen des Beginns der korrekten Landvermessung in Bayern.

Bis 1800 bestand die Darstellung Bayerns auf Landkarten aus schematisierten Landschafts- und Detailkarten, die sich – wie Adrian von Riedls »Reise-Atlas von Baiern« 1796 bis 1805 – nie zu einem übersichtlichen und geschlossenem Ganzen fügten. Nach der Eroberung Bayerns durch die Franzosen 1800 stammte die beste Karte des Landes aus dem Jahr 1660!

Erste topographische Landkarte aus dem Jahr 1812 mit der 1801 vermessenen Basislinie München-Aufkirchen
Erste topographische Landkarte aus dem Jahr 1812 mit der 1801 vermessenen Basislinie München-Aufkirchen

Der bayerische Kurfürst Max IV. Joseph, der spätere König Max Joseph I., benötigte aber genaue Vermessungen im Hinblick auf künftige Gebietsänderungen bzw. Gebietserweiterungen und den damit zusammenhängenden Steuererhebungen. Am 19. Juni 1801 gründete man deshalb das »Topographische Bureau«, einen Vorläufer des Bayerischen Landesvermessungsamtes. Ein weiterer entscheidender Schritt erfolgte im Jahr 1803 mit der Gründung eines kleinen Observatoriums im Jesuitenkolleg (heutige Neuhauser Straße). Das Observatorium im Zentrum Münchens diente ausschließlich den Zwecken der Landesvermessung und kann als die Keimzelle der Sternwarte in Bogenhausen bezeichnet werden.

Als Voraussetzung für die erwünschten Vermessungsdaten benötigte man eine sogenannte Basislinie, die bald darauf im unbesiedelten Erdinger Moos, zwischen zwei steinernen Basispyramiden in Unterföhring und Aufkirchen bei Erding festgelegt wurde. Am 25. August 1801 begannen französisch-bayerische Truppeningenieure mit der Vermessung des Gebietes mit Hilfe von fünf Latten auf höhenverstellbaren Holzstativen, quer durch Wiesen und Moore, über Bäche und Gräben, die nach 42 Tagen abgeschlossen war.

Ingenieure und Soldaten vermessen die Bayerischen Grundlinie an der Goldach im Jahr 1801. Ausschnitt aus einem Aquarell von Friedrich von Daumiller. Quelle: Landesamt für Vermessung und Geoinformation München
Ingenieure und Soldaten vermessen die Bayerischen Grundlinie an der Goldach im Jahr 1801. Ausschnitt aus einem Aquarell von Friedrich von Daumiller. Quelle: Landesamt für Vermessung und Geoinformation München

Die Basispyramide in Unterföhring trägt die Inschrift:

ANFANG
DER
ZWISCHEN
MÜNCHEN UND AUFKIRCHEN
IM JAHR 1801 GEMESSENEN GRUNDLINIE

META BASEOS
AUSPICIIS
MAXIMILIANI IV.BOI.DUC.ELECT.
ANNO MDCCCI
DIMENSIAE

Das Denkmal sollte sicher den Ruhm des Herrschers verkünden, zeigt aber auch, welche Bedeutung man dieser Ausgangsmessung zuwies. Sie wurde zur Grundlage aller modernen bayerischen Landkarten und Kartenwerke.

Die Basispyramide in Unterföhring, 2014. © Maximilian Dörrbecker (Chumwa)
Die Basispyramide in Unterföhring, 2014. © Maximilian Dörrbecker (Chumwa)

Textquelle:

Feldmann, Herbert: „Aufbruch ins moderne Bayern“, in: Dörfer auf dem Ziegelland

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