Das Königliche Maximilianstift, historische Ansichtskarte, ca. 1900 © privat
Das Königliche Maximilianstift, historische Ansichtskarte, ca. 1900 © privat
Entwurf zur Beamtenreliktenanstalt München von Eduard Riedel, 1858. Links die Pfarrkirche St. Georg. Quelle: Buchscan aus: "Zwischen Glaspalast und Maximilianeum. Architektur in Bayern zur Zeit Maximilians II. 1848 - 1864", hrsg. v. Winfried Nerdinger, München 1997, Kat. Nr. 29.1.
Entwurf zur Beamtenreliktenanstalt München von Eduard Riedel, 1858. Links die Pfarrkirche St. Georg. Quelle: Buchscan aus: "Zwischen Glaspalast und Maximilianeum. Architektur in Bayern zur Zeit Maximilians II. 1848 - 1864", hrsg. v. Winfried Nerdinger, München 1997, Kat. Nr. 29.1.

Beamtenreliktenanstalt

Maria-Theresia-Straße 35

Bogenhausen-Neuberghausen

1851 stiftete Königin Marie, die Frau König Maximilians II., das „Marienstift für verwaiste Töchter von Staatsdienern aller Klassen“. Die Stiftung war für die Aufnahme von 15 Personen vorgesehen, der Raumbedarf entsprechend niedrig auf 18 Räume angesetzt. Finanziert wurde die Stiftung zum größten Teil aus den „Unterstützungsfonds für Staatsdiener und Relikten“. Fünf der angenommenen Waisen wurden vollständig auf Staatskosten unterhalten, fünf mussten teilweise bezahlen und weitere fünf konnten zwar im Stift leben, mussten aber für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen. Das Stift selbst war in einem Gebäude an der Ludwigstraße 14 untergebracht. Ab 1858 plante Oberbaurat Eduard von Riedel im Auftrag des Königs einen großen Neubau für die inzwischen erweiterte Stiftung, die – dem hohen Engagement Maximilian II. für soziale Belange entsprechend – ganz aus königlichen Privatmitteln finanziert wurde.

das "Hompeschschlössl" (rechts) im Verbund des Pfarrdorfs Bogenhausen mit Pfarrwiddum (links) und Kirche St. Georg um 1850. Die Steilheit des Geländes kommt auf dieser Darstellung gar nicht zur Geltung und wird nur durch die leichte Schräge des Zauns am Pfarrhofgrundstück angedeutet. Quelle: Buchscan aus: Willibald Karl (Hrsg): "Die Möhglstraße. Keine Straße wie jede andere", München 1998.
das „Hompeschschlössl“ (rechts) im Verbund des Pfarrdorfs Bogenhausen mit Pfarrwiddum (links) und Kirche St. Georg um 1850. Die Steilheit des Geländes kommt auf dieser Darstellung gar nicht zur Geltung und wird nur durch die leichte Schräge des Zauns am Pfarrhofgrundstück angedeutet. Quelle: Buchscan aus: Willibald Karl (Hrsg): „Die Möhglstraße. Keine Straße wie jede andere“, München 1998.

Um das Vorhaben einer königlichen Versorgungsanstalt für Beamtentöchter in Bogenhausen realisieren zu können, kaufte der Privat-Fidei-Kommiss König Maximilians II. am 20. September 1862 das „Hompeschschlössl“ mit 14 Tagwerk Grund um den Preis von 60.000 Gulden ihren Besitzern, Franz und Anna Wagenpfeil, ab. Dies bedeutete das Ende des hundert Jahre vorher im Rokokostil umgestaltete Schlösschens und der beliebten Ausflugsgaststätte am Isarhang. Noch im gleichen Jahr wurde das Gebäude abgerissen und an seiner Stelle nach Plänen von Eduard von Riedel zwischen 1863 und 1865 die Reliktenanstalt mit Sälen und 100 Zimmern errichtet. Hier sollten nun verwaiste oder alleinstehende Frauen, namentlich Töchter des mittleren Beamtenstandes leben, deren Pensionsansprüche kaum für den Lebensunterhalt ausreichten. Auf Grund ihrer Herkunft und Erziehung kam es für diese „gebildeten Frauenzimmern“ nicht in Frage, die Arbeit als Dienstmädchen – wie für Frauen in ähnlicher Lage um diese Zeit sonst üblich – aufzunehmen. Ihre einzige Verdienstquelle lag damit in der Verrichtung von Handarbeiten. Die Reliktenanstalt sollte auf Wunsch des Königs paritätisch, also gemischt konfessionell sein.

Der repräsentative Bau, im Volksmund ob seiner exponierten Lage und vielleicht auch mit einem Augenzwinkern wegen seiner Bewohnerinnen, „Drachenburg“ genannt, lag nahe der Kirche St. Georg, am Ende der Parkanlage, die im Zusammenhang mit dem Bau der Maximilianstraße am linken Isarufer angelegt und später zu Ehren des Königs „Maximiliansanlagen“ genannt worden war. Der zweite, schließlich realisierte Entwurf von Riedel sah einen schlichten quer gelagerten Riegel vor, der durch ein eingeschobenes Mezzaningeschoss den Raumbedarf abdeckte.

Das Maximilianstift in Neuberghausen, Holzstich nach Theuerkauf, 1872
Das Maximilianstift in Neuberghausen, Holzstich nach Theuerkauf, 1872
Die imposante Königliche Beamtenreliktenanstalt auf einer Postkarte von 1905; im Vordergrund rechts Gebäudeteile von Bad Brunnthal; links oben das Pfarrhaus von St. Georg.
Die imposante Königliche Beamtenreliktenanstalt auf einer Postkarte von 1905; im Vordergrund rechts Gebäudeteile von Bad Brunnthal; links oben das Pfarrhaus von St. Georg.
Schlittenfahrer am Bogenhauser Bergerl; historische Ansichtskarte um 1910.
Schlittenfahrer am Bogenhauser Bergerl; historische Ansichtskarte um 1910.

1862 griff König Max auch wieder das Thema seiner zukünftigen Grabstätte auf, das ihn schon seit der Hinterlegung seines ersten Testaments im Alter von 33 Jahren beschäftigte. „Meine Ruhestätte betr. Nach reiflicher Überlegung habe ich die Ansicht gewonnen, daß es zweckmäßig erscheint, Meine provisorische Ruhestätte in Verbindung mit der Versorgungsanstalt für weibliche Beamten = Relikten zu bringen und zwar sie in die Pfarrkirche von Bogenhausen zu verlegen und diese letztere dann auf eine würdigere Weise auszustatten und zu verschönern (…). “ Ein wenig später revidiert der König seine Überlegungen: „Ich bin also zur Ansicht gekommen, daß es zweckmäßiger ist, eine eigene Grabkapelle zu bauen und mit der Relikten=Anstalt zu verbinden. Wenn diese Kapelle auch nicht dem bestimmten Zwecke dereinst dienen sollte, so bliebe doch immer der Vortheil, daß sie zu einem Simultan=Gottesdienste dem Glaubens=Bekenntnisse der Beamten Relikten entsprechend verwendet werden könnte.“ (Zitate aus s.u.) Eduard von Riedels diesbezüglich erstellten Pläne kamen jedoch nie zur Ausführung. Als König Maximilian II. am 10. März 1864 nach kurzer Krankheit völlig unerwartet im Alter von nur 52 Jahren starb, wurde er in schließlich in der Theatinerkirche bestattet.

Grabkapelle bei der Beamtenreliktenanstalt, das für den Garten der Reliktenanstalt geplante Grabmal Maximilian II., Entwurf von Eduard Riedel, 1862. Quelle: Buchscan aus: siehe Literaturangabe., Kat. Nr. 57.8.
Grabkapelle bei der Beamtenreliktenanstalt, das für den Garten der Reliktenanstalt geplante Grabmal Maximilian II., Entwurf von Eduard Riedel, 1862. Quelle: Buchscan aus: siehe Literaturangabe., Kat. Nr. 57.8.

Die königliche Beamtenreliktenanstalt selbst wurde erst ab 1871 ihrer Zweckbestimmung gemäß genutzt, denn nach der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 1865 wurde es zwischen 1866/67 und 1870/71 erst einmal als Militärspital genutzt. Das Gelände des Stifts reichte von Bad Brunnthal und die Hangkante hinauf bis zur Ismaninger Straße. Die Zufahrt erfolgte über die sich neu entwickelnde Trasse an der Hangkante, die spätere Maria-Theresia-Straße, weshalb die Anstalt auch die Adresse Maria-Theresia-Straße 35 erhielt.

Gleich nach der Eingemeindung Bogenhausens am 1.1.1892 wurde der östliche Teils der königlichen Liegenschaften der Beamtenreliktenanstalt abgetrennt und die Besitzer errichteten auf ihren neu erworbenen Parzellen die ersten Villen an der späteren Möhlstraße.

die Beamtenreliktenanstalt als Luftkriegsruine nach der Zerstörung am 9.6.1944; Quelle: Buchscan aus: Willibald Karl (Hrsg.):"Bogenhausen. Vom bäuerlichen Pfarrdorf zum noblen Stadtteil", München 1992.
die Beamtenreliktenanstalt als Luftkriegsruine nach der Zerstörung am 9.6.1944; Quelle: Buchscan aus: Willibald Karl (Hrsg.):“Bogenhausen. Vom bäuerlichen Pfarrdorf zum noblen Stadtteil“, München 1992.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Damenstift bei einem Bombenangriff 1943 schwer beschädigt, in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 brannte es bei einem erneuten Angriff dann völlig aus. Die Ruine wurde 1945 abgetragen. Die Planung von Architekt Prof. Johannes Ludwig aus dem Jahr 1950 für ein Altersheim an dieser Stelle wurde nicht verwirklicht und die Bewohnerinnen der Reliktenanstalt fanden 1957 Unterkunft im „Damenstift am Luitpoldpark“ in Schwabing. 1956 entstand schließlich auf dem leerstehenden Grundstück ein Neubau von Architekt Paul Schmitthenner, in dem heute eine bilinguale Schule untergebracht ist.

der rückwärtige Eingang am Schmitthenner-Bau am Bogenhauser Kirchplatz © dietlind pedarnig (2007)
der rückwärtige Eingang am Schmitthenner-Bau am Bogenhauser Kirchplatz © dietlind pedarnig (2007)

Literatur:

Winfried Nerdinger (Hrsg.): „Zwischen Glaspalast und Maximilianeum. Architektur in Bayern zur Zeit Maximilians II. 1848 – 1864“, München 1997.

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