Am Eingang zum Herzogpark in Bogenhausen dominiert der Diana-Brunnen von Mathias Gasteiger mit seinen gewaltigen Ausmaßen den Kufsteiner Platz. Er erinnert daran, dass das Gebiet früher ein fast undurchdringliches Jagdgebiet in Form einer an Altwasssertümpeln reichen Auenlandschaft mit großem Wasserwildvorkommen war. Thomas Mann berichtet in seiner 1918 erschienenen Novelle »Herr und Hund« von seinen täglichen Spaziergängen mit seinem Hund Bauschan in dieser Wildnis. Mann wohnte nicht weit vom Diana-Brunnen in einer Villa in der Poschingerstraße 1.






Diana-Brunnen
Kufsteiner Platz
Bogenhausen-Herzogpark
Weiterführende Informationen
Der von Bildhauer Mathias Gasteiger – dem Schöpfer des »Brunnenbuberls« am Karlstor – entworfene Diana-Brunnen wurde am 12. Juni 1908 eingeweiht. Er war ein Auftragswerk der Terrain-Aktiengesellschaft Bogenhausen-Gern (Kosten 45.000 Mark) und sollte den Platz vor dem ein Jahr zuvor durch den Architekten Eugen Drollinger erstellten Mietshaus am Kufsteiner Platz 1 schmücken. Der stimmige Hintergrund, auf den sich der Brunnen achsial bezog, fiel im Zweiten Weltkrieg einer Brandbombe zum Opfer. Das elegante Wohngebäude im Besitz einer Privatbank wurde 1955 durch den jetzigen nüchternen Appartementblock ersetzt. Die Architektur isoliert Gasteigers Brunnen und beeinträchtigt ihn in seiner Wirkung erheblich.
Der Diana-Brunnen besitzt als Mittelpunkt eine grottenähnlich gestaltete Nische, die von zwei bossierten dorischen Säulen flankiert wird. In der Mitte steigt ein Wasserstrahl auf, der dann glockenförmig über mehrere Stufen in ein großes Becken läuft, das von einer halbkreisförmigen Bank eingerahmt wird, an deren Enden Rehgruppen lagern. Gekrönt wird das Ensemble von einer Diana-Figur, die sich an einen Hirsch lehnt. Im Haar trägt sie einen Lorbeerkranz, statt dem ansonsten für die Jagdgöttin Diana üblichen Attribut der Mondsichel. In der linken Hand trägt Diana einen Bogen, auf der rechten sitzt ein Jagdfalke. Typisch für den Baustil dieser Zeit ist die Verwendung verschiedenster Materialien. Während die plastischen Gruppen aus Euviller Kalkstein und die Grotte aus Tuffstein gearbeitet sind, wurde für Bank und Treppe Treuchtlinger Jurakalkstein verwendet, Hirschgeweih, Bogen und Falke sind hingegen aus Bronze, was einen besonderen Effekt setzt. Starke Verwitterungsschäden bringen aber diese feinen Differenzierungen der Materialen kaum mehr zur Geltung.
Ein Vorbild für die Diana-Gruppe von Gasteiger könnte die Brunnenfigur der »Diane d‘Anet« des Bildhauers Jean Goujon (um 1510–um 1572) im westlichen Hof von Schloss Anet, 65 Kilometer westlich von Paris, gewesen sein. Diese Marmorgruppe – ausgeführt in Marmor, Hirschgeweih und Bogen in vergoldetem Bronze – stand früher im Louvre, ist aber seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen. Erhalten sind eine Marmorkopie der Brunnenfigur im Vatikan sowie Abgüsse im Pariser Louvre und im Nobel Park in Stockholm.
Literatur:
Karl, Willibald (Hg.): Der Herzogpark. Wandlungen eines Zaubergartens, München 2000, S. 36f.