Der Bürgerpark in Oberföhring ist seit 1984 Vereinsgelände mit Unterstützung des Kulturreferats der Stadt München. Auf dem Grundstück der ehemaligen Ziegelei Grünwald an der Oberföhringer Straße 156 entstand 1940 das Luftwaffenlazarett München-Oberföhring. Nach dem Krieg wurde in den Baracken das »Städtische Krankenhaus Oberföhring« untergebracht, das nach Inbetriebnahme der Klinik Bogenhausen 1984 geschlossen wurde. Heute (Stand 2007) benutzen die Baracken des Bürgerparks Oberföhring verschiedene Vereine und Gruppen, die sich zur »Vereinsgemeinschaft 29 e.V.« (VG29) und zur »Künstlerinitiative IBO« zusammengeschlossen haben. Seit 2018 hat hier im FÖHRINGHAUS 1 auch der Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten sein Büro. Es finden regelmäßig Ausstelllungen, Lesungen und Vorträge statt. Bitte informieren Sie sich unter aktuelles auf dieser Webseite.
Im Juli 2022 drehte Alexandra Rinschler für den BR und 3sat einen Film über den Bürgerpark Oberföhring und zeigt einen Ausschnitt aus dem dortigen Betrieb.
Kultur und soziale Einrichtungen im Bürgerpark (Stand 2012):
Das Baugelände des Luftwaffenlazaretts im Jahr 1939 mit dem Arbeiterwohnhaus der Ziegelei Grünwald. Blick nach Süden, rechts die Oberföhringer Straße.
Ziegelei Grünwald
Das Gelände, auf dem sich heute der „Bürgerpark Oberföhring“ befindet, gehörte im 19. Jahrhundert zum Hof „beim Bichlbauern“ in der heutigen Muspillistraße 5. Diese mit einem ansehnlichen Grundbesitz ausgestattete sogenannte „Hube“ war bis zur Säkularisation 1803 der Hofkammer von Freising zinspflichtig gewesen. Im Jahr 1897 fand eine Zertrümmerung des Hofes statt und ein 5,337 großes Teilgrundstück östlich der Oberföhringer Straße ging für 150.000 Mark in den Besitz der Kaufmannseheleute Grünwald über. 1898 errichtete hier Fritz Grünwald eine Ziegelei und produziert damit bereits im Jahr 1901 1.600.000 Stück. Die Betriebsdauer der Ziegelei wurde auf ca. 15 Jahre geschätzt – danach wäre der Grund abgeziegelt. 1913 bestand die Ziegelei aus einem Ziegelbrennofen, mehreren Ziegeltrockenstadeln, Trocken- und Lagerplätzen, einem Arbeiterwohnhaus mit Waschhaus und Remise. Die Ziegeleigebäude wurden im Jahr 1920 abgebrochen. Das Wohnhaus wurde bis November 1939 weiterhin bewohnt.
Teilabbruch des alten Wohngebäudes auf dem ehemaligen Grünwald’schen Ziegeleigelände im Jahr 1939.Straße zwischen Bauleitungsbaracke (rechts) und Operationsbaracke (links) im Juni 1940.
Luftwaffenlazarett
Ab 1938/1939 kaufte das Deutsche Reich (Reichsfiskus – Luftfahrt) über 35 Hektar Acker- bzw. abgeziegelten Grund in Oberföhring auf. Gezahlt wurden für abgeziegelten grund 3 Reichsmark pro qm, für nicht abgeziegelten Grund 4 Reichsmark pro qm. Der Familie Grünwald blieb nichts anderes übrig, als ihren Besitz zu verkaufen, auf dem im November 1939 ein Lazarett mit 300 Betten errichtet wurde. Der Kaufpreis betrug 191.350 Reichsmark, der Grundbucheintrag erfolgte erst nach Baubeginn im Jahr 1940. Bauleitung hatten die Architekten Höfflin und Fischer. Auf dem Gelände entstanden insgesamt 27, aus Fertigteilen bestehende Baracken, wovon heute noch 14 vorhanden sind. Der Bau eines Bunkers und eines unterirdischen Operationssaales erfolgte 1942. Zu Beginn des Jahres 1945 wurde das Luftwaffenlazarett auf das seit 1940 im Besitz der „Arno Fischer Forschungsstätte GmbH“ befindliche Bernheimer Schlösschen ausgeweitet und nach dem Krieg hier als Ausweichkrankenhaus weitergeführt. Gegen Ende des Jahres 1945 stellten die Amerikaner das ehemalige Luftwaffenlazarett als „Städtisches Krankenhaus Oberföhring“ unter deutsche Verwaltung.
Im Speiseraum „Städtisches Krankenhaus Oberföhring“, 1979.
Das Städtische Krankenhaus Oberföhring
Das Oberföhringer Luftwaffenlazarett war bei Kriegsende das einzige voll funktionsfähige Krankenhaus Münchens. Die ehemaligen Soldaten wurden entweder als gesund entlassen oder in Ausweichkrankenhäuser außerhalb der Stadt verlegt. Mit der Übernahme in deutsche Verwaltung wurden die Baracken Ende 1945 verputzt, isoliert und modernisiert.
1983 zählte das inzwischen zum Lehrkrankenhaus erweiterte „Städtische Krankenhaus Oberföhring“ 228 Betten, 40 Ärzte und 128 Schwestern betreuten die Patienten. Die Bunker durften nicht benutzt werden, sie mussten frei gehalten werden. Auf dem Gelände gab es neben den Krankenbaracken eine Werkstatt mit Schreinerei, Schlosserei und einem Elektriker sowie eine eigene Gärtnerei. Ein Jahr später, im Frühjahr 1984, wurde das Oberföhringer Krankenhaus aufgelöst, denn das 1983 eingeweihte neue städtische Klinikum Bogenhausen an der Englschalkinger Straße 77 (Kapazität 1000 Betten) übernahm nun alle Patienten.
Das Pförtnerhaus im „Bürgerpark Oberföhring“ genutzt als Wache im Juni 1940.
Das Pförtnerhaus im „Bürgerpark Oberföhring“ genutzt als Kasperltheater
Der Bürgerpark und seine Vereine
Zur Finanzierung der neuen Klinik sollte der Erlös aus dem Verkauf des Oberföhringer Grundstücks herangezogen werden und so begann 1983 ein Gerangel um die künftige Nutzung des wertvollen, auf 30 bis 40 Millionen DM geschätzten, städtischen Baugrunds. Auch Baulöwe Jörg Schörghuber (Wohnanlage „Arabellapark“) war als neuer Besitzer im Gespräch. Bald formierte sich heftiger Widerstand gegen solche Pläne der Stadt und so kam es im Juni 1984 sogar zu einer „illegalen“ Besetzung des ehemaligen Krankenhausgeländes durch die 1983 gegründete „Vereinsgemeinschaft 29“, die die abrissbedrohten Baracken für ihre Zwecke nutzen wollte. Auf Grund der Initiative der Vereinsgemeinschaft beschloss der Münchner Stadtrat schließlich zusätzlich zu den zwei besetzten Baracken zehn weitere stehen zu lassen und es kam in der Folge zu einem Mietvertrag mit der Stadt München. 1985 standen noch folgende Gebäude:
Lageplan der 1985 noch erhaltenen Gebäude auf dem Bürgerparkgelände.
Heute nutzen rund 17 Vereine und weitere Gruppierungen (Künstlerinitiative IB0) das Bürgerparkgelände. Mit großem (finanziellem) Engagement der einzelnen Vereine ist der Erhalt der Baracken und ihre Umwandlung für den jeweiligen Nutzungszwecke gelungen. Nicht realisiert werden konnte bis heute ein großer Veranstaltungs-/Bürgersaal. Die Lage im Bürgerpark ist nach rund 70 Jahren problematisch, denn die Vereine wollen ihre angestammten Häuser nicht mehr verlassen, andererseits wird die Bausubstanz immer schlechter, denn die Baracken waren nicht auf eine Langzeitnutzung hin konzipiert und errichtet worden. Größere Sanierungsmaßnahmen, insbesondere im Ver- und Entsorgungsbereich werden aber immer dringender. Dies kann wiederum nur erfolgen, wenn ungefährdete Objekte „bedient“ werden, das hieße aber Abbruch und Neubau von Gebäuden – für das kein Geld zur Verfügung steht. Bis zur Lösungsfindung kann man dem Bürgerpark daher nur wünschen, dass seine gewachsene Nutzung erhalten bleibt und sie einer verstärkt interessierten Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden kann.
„Der Bürgerpark Oberföhring. Vom Lazarett zur Kultur-Oase“, hrsg. vom Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. und dem Geschichtsarbeitskreis „Bürgerpark Oberföhring“ mit Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München zum 20-jährigen Bestehen des Bürgerparks, Verlag NordOstKultur München 2004.