Östlich der Cosimastraße errichtete ab Juli 1938 die Reichswehr für die Luftwaffe die Nachrichtenkaserne an der Lohengrinstraße, seit 1964 nach dem berühmten Feldherren Prinz Eugen Franz von Savoyen (1663–1736) als Prinz-Eugen-Kaserne benannt. Der Entwurf stammt vom Architekten Viktor Freymadl, Luftgauverwaltung München. Obwohl von ihr als »Englschalkinger Kaserne« gesprochen wird, gehört sie laut Grundbucheintrag zur Steuergemeinde Oberföhring.
Ab Mai 1945 von den Amerikanern besetzt, diente die Kaserne dann als UNRRA-Flüchtlingslager (UNFRA = United Nations Relief and Rehabilitation Administration; Hilfsorganisation zur Unterstützung von Flüchtlingen, Vertriebenen) und DPs in den von den westlichen Alliierten besetzten Gebieten, gegründet 1943. für bis zu 2000 DPs (DPs = Displaced Persons; Personen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit, die im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzungsbehörden in das Gebiet des Deutschen Reiches verschleppt wurden oder dorthin geflüchtet waren.). Im September 1945 war sie mit 700 Letten belegt. Ab 1956 übernahm die Bundeswehr die Anlage, errichtete 1957/58 Unterrichtsgebäude (Entwurf Finanzbauamt München) und betrieb dort eine Pionierschule. 2009 wurde die Gebäude der Pionierschule mit wenigen Ausnahmen planiert und 2017 soll auf ihrer Fläche ein neues Wohnbaugebiet mit rund 1800 Wohnungen für 4500 Menschen entstanden sein. Die künftige Entwicklung des neuen Quartiers soll unter dem Namen »Prinz-Eugen-Park« ein Modellprojekt der Stadt München sein und quasi als ökologische Mustersiedlung errichtet werden.
- Startseite
- Architektur
- ehemalige Pionierschule Prinz-Eugen-Kaserne (Lohengrinkaserne)





ehemalige Pionierschule Prinz-Eugen-Kaserne (Lohengrinkaserne)
Cosimastraße 60
Englschalking
Weiterführende Informationen
Seit 2001 erschienen immer wieder Berichte in den Medien über die Verlegung der Oberföhringer Pionierschule Prinz-Eugen-Kaserne (Lohengrinkaserne) nach Ingolstadt und gaben damit zahlreichen Diskussionen um die weitere Nutzung des Geländes und der Sportanlagen Raum. Anfang 2006 konnte die Stadt München für 36 Millionen Euro die Kaserne erwerben. Auf einer Grundfläche von ca. 30 Hektar sollen 1800 Wohnungen für etwa 4500 Menschen, davon 50% sozialgebundener Wohnungsbau (eine Reduzierung der ursprünglichen Zahl um 300 Wohnungen), ein Einkaufszentrum, ein Bürgerhaus, eine Grundschule mit der alten Bundeswehr-Schwimmhalle, ein Kindergarten, eine Krippe sowie ein Tagesheim und viel Grün errichtet werden. 2009 wurden alle Gebäude bis auf die Schwimmhalle mit Tauchbecken auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne abgerissen. Der Münchner Stadtrat billigte den Bebauungsplan im Juli 2012 einstimmig. Ursprünglich für 2014 geplant, soll der Baubeginn 2017 sein. Investiert werden im Baugebiet insgesamt 140 Millionen Euro. Bauträger ist die städtischen Wohnbaugenossenschaft Gewofag. Im Mai 2015 hat die Gewofag drei Siegerentwürfe für den von ihr ausgeschriebenen und organisierten Wettbewerb zur Bebauung des sogenannten Prinz-Eugen-Parks bekanntgegeben. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet (29. April 2015) soll innerhalb grüner Freiräume bezahlbarer Wohnraum in verschiedenen Förderungsmodellen entstehen – keine Bogenhauser Mietpreise. Auch der Inklusion wird Rechnung getragen: alle Wohnungen sind barrierefrei und die Pfennigparade wird hier zwei rollstuhlgerechte Wohngruppen für Jugendliche und Erwachsene betreiben. Ebenso wird ein Bewohnertreff und eine Kindertagesstätte integriert werden.
Aus 36 teilnehmenden Architekten wurden für die ganz im Norden liegende, leicht zurückgesetzte Baugebiet an der Cosimastraße das Wiener Büro AllesWirdGut (Mit dem Kölner Landschaftsarchitekten Club L94) für den besten Plan ausgezeichnet. Für das zweite Baufeld (direkt an die Cosimastraße angrenzend) und eine weitere an den künftigen Maria-Nindl-Platz angrenzende Baufläche erhielt das Münchner Architektenbüro Fink + Jocher (mit den Münchner Landschaftsarchitekten HinnenthalerSchaar) den ersten Preis. Eine Arbeitsgemeinschaft der Büros Maria Neuberger Architekten und Laux Architekten mit terra.nove Landschaftsarchitekten aus München erhielten einen weiteren ersten Preis für ihre Baupläne im Herzen der neuen Siedlung. Im Mai 2019 konnten die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ihre Wohnungen beziehen. Im August 2020 war – trotz der Corona-Pandemie – Deutschlands größte ökologische Holzbausiedlung bezugsfertig. Im Sommer 2022 soll für Kinder eine Obstbaumwiese, ein Biotop und ein Kletterspielplatz, ein riesiger Wasserspielplatz mit Matschbereich, Hängematten, Aussichtsfelsen und Fontänen fertig gestellt sein. Erwachsene können sich auf einer Sportpromenade fit halten, Boule spielen oder auf Boulder-Wänden herumkraxeln. Kosten: knapp 14 Millionen Euro.
Textquelle: Karin Bernst, „Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten“, Kalender 2008, hrsg. vom Verein für Nordostkultur München e.V.