Nachdem die Lehmgründe durch die Ziegeleien abgebaut waren bzw. der Restabbau unrentabel geworden war, verkauften die Ziegeleibesitzer ihr Land an Siedler von Kleinhäusern. Als gewinnbringendere Nachfolgenutzungen entstanden Gärtnereien, Kiesgruben und Quetschwerke zum Abbau des unter der Lehmschicht gelegenen Kieses. Ein Beispiel dafür war die heute verschwundene, sogenannte Quetsch’n der ehemaligen Ziegelei von Leonhard Obermaier in der Denninger Straße 190. Sie war bis 1975 in Betrieb und noch 2002 konnte man Teile ihrer Anlage auf dem Areal sehen.
Zwischen 1960 und 1965 wurde neben dem Quetschwerk ein Verwaltungsgebäude errichtet, an dem sich auch die LKW-Waage befand. Nach dem 1975 das Obermaiersche Kiesquetschwerk stillgelegt wurde, standen die Gebäude des Werkes noch bis 2002, wo sie wegen Baufälligkeit abgerissen wurden. Das Verwaltungsgebäude blieb vorerst stehen und diente bis 2008 einem Bauunternehmer als Büro. 2008 kam die Enteignung des Grundstückes durch die Stadt München. Diese wird ab ca. 2018 eine Grünanlage installieren um die Frischluftzufuhr in die Stadt und die Naherholung für die expandierende Stadt zu gewährleisten. Von 2008 bis Anfang 2015 stand das ehemalige Verwaltungsgebäude mehr oder weniger ungenutzt im Denninger Anger. Immer mal wieder wurde es außen von Jugendlichen farblich gestalte und von innen wurde es in harten Tagen auch bewohnt. Anfang 2015 wurde der letzte Zeitzeuge, das Bürogebäude, abgerissen. Aus diesem Abriss 2015, wurden vom Unternehmen »cascado Upcycling-Möbel« die damals verbauten Deckenbalken (120/240/8000) gerettet und können jetzt als cascado-Regal ihre Geschichte aus der Zeit nach dem Lehmabbau weiter lebendig halten. Auf der Webseite von »cascado« ist vermerkt: Wenn das Bürogebäude zwischen 1960 und 1965 erbaut wurde und eine hiebsreife Fichte ca. 80 Jahre alt ist, dann sind die Bäume, zum Bau dieses Gebäudes, ungefähr 1880 naturverjüngt bzw. gepflanzt worden.
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Obermaiersches Kiesquetschwerk
Denninger Straße 190
Bogenhausen
Weiterführende Informationen
Zeitzeugenbericht zu den »Quetsch’n« von Ilse Feldmann:
„Einen ganz besonderen Reiz für uns Kinder hatten die großen Kiesgruben. Nachdem die Grundeigner den Lehm in ihren Ziegeleien verarbeitet hatten, bauten sie häufig den darunter liegenden Schotter ab. Am Rande einer dieser Kiesgruben stand ein staubiges, graues Haus mit zwei Fensterlöchern: das Quetschwerk, im Volksmund »Quetsch’n« genannt. Die vollen, auf Gleisen fahrenden Rollwagen wurden vom Grund der Grube aus wie von unsichtbarer Hand hinaufgezogen und verschwanden in einer Öffnung. Nach einem kreischenden Kippgeräusch kamen sie zum anderen Loch wieder heraus und rollten auf ihrem Geleise wieder in die Grube. Im Quetschwerk wurden die groben Steine zu Kies und Sand zermahlen und danach in Lastwagen auf staubigen Straßen wegbefördert. Im Maschinenbereich war der »Zutritt strengstens untersagt«, was aber die Buben immer wieder zu mutigen Vorstößen anspornte. Die Gruben wurden mit der zeit immer größer und die stillgelegten Teile waren bald ein Eldorado für die Jugend. Hier wuchsen Weidenbüsche und mannshohe Huflattichdickichte. Es gab dunkelgrüne, tiefe Wasserlöcher und zahlreiche, halb verlandete Tümpel. Die großen Buben bauten sich aus alten Brettern Flöße und ruderten waghalsig ins »Tiefe« hinein. Im Winter waren hier wilde Eislaufpartien im Gange und die Rollwagenbahn diente jetzt als Schlittenabfahrt. Ganz mutige Schiläufer stürzten sich die die Steilhänge hinab. Welche Grube der jeweilige Treffpunkt war, ob Rattenhuber-, Roth- oder ReischIgrube, das vollzog sich nach einem nicht zu ergründenden Plan.“
Quellenangaben:
Willibald Karl (Hg.): Dörfer auf dem Ziegelland. Daglfing-Denning-Englschalking-Johanneskirchen-Zamdorf, München 2002, S. 106ff.
Erich Kasberger/Winfried Eckardt (Hg.): LehmZiegelStadt Der Rohstoff Lehm in der Münchner Stadtgeschichte, München 2008.
Karin Bernst, „Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten“, Kalender 2002.