Bogenhausen

Friedensengel, Foto © Verein für NordOstKultur e.V.
Friedensengel, Foto © Verein für NordOstKultur e.V.
Gründerzeitvilla Siebertstraße 5, Foto © Verein für NordOstKultur e.V.
Gründerzeitvilla Siebertstraße 5, Foto © Verein für NordOstKultur e.V.
Parkstadt Bogenhausen, Luftbildaufnahme 1958
Parkstadt Bogenhausen, Luftbildaufnahme 1958
Stadtplan Bogenhausen Mitte der 60er Jahre
Stadtplan Bogenhausen Mitte der 60er Jahre
Im Rathaus Münchens bekommt man durch ein beeindruckendes Glasfenster auch noch einen ganz guten Eindruck von der ursprünglichen Atmosphäre im Dorf Bogenhausen zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Im Rathaus Münchens bekommt man durch ein beeindruckendes Glasfenster auch noch einen ganz guten Eindruck von der ursprünglichen Atmosphäre im Dorf Bogenhausen zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Münchner nennen Bogenhausen gerne im selben Atemzug mit anderen Nobelvierteln wie Nymphenburg oder Grünwald. Wer von Berlin-Dahlem oder von der Hamburger Elbchaussee an die Isar zieht, mag sich in Bogenhausen nach einem neuen Zuhause umsehen. Die herrschaftlichen Häuser zwischen Maria-Theresia-Straße und Possartstraße waren imagebildend für den Stadtteil. Ab Ende des 19. Jahrhunderts entstanden planmäßig Villenquartiere. Motor dieser Entwicklung war der Bauunternehmer Jakob Heilmann, der festlegte, dass keine störenden Gewerbebetriebe sich hier ansiedelten. Zur Isarhangkante bilden die Maximiliansanlagen einen adäquaten Abschluss. Sie erstrecken sich auf 2 km Länge vom Gasteig bis zur alten St. Georgskirche im Norden. Shakespeareplatz und Böhmerwaldplatz sorgen für zusätzliches Grün. Die Prinzregentenstraße bildet den prachtvollen südlichen Abschluss Bogenhausens mit Friedensengel, Villa Stuck und Prinzregententheater.

Mehr zur Entwicklung Bogenhausens vom bäuerlichen Dorf und Grenzort zum „ausländischen“ Hochstift Freising hin zum eingemeindeten Stadtteil Münchens lesen Sie unter historie. Zur neuren Geschichte des Stadtviertels gehören die Bauspekulationen der Gründerzeit und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der größtenteils aus Italien stammenden Ziegeleiarbeiter, ebenso wie der antifaschistische Widerstand und die Vertreibung und Verfolgung der jüdischen Mitbürger aus ihren Häusern während der Zeit des Nationalsozialismus.

Im 2. Weltkrieg kaum durch Bomben beschädigt, konnte sich Bogenhausen seinen Charakter weitgehend erhalten. Bis in die frühen 1960er Jahre endete an der Richard-Strauß-Straße die städtische Bebauung. Gegenüber, im Osten standen noch die alten Ziegeleien oder was davon übrig geblieben war. Kiesgruben und Quetschwerke waren auf den abgeziegelten Flächen entstanden und am Effnerplatz weideten noch 1965 Schafe – gerade einmal drei Kilometer Luftlinie vom Rathaus. Erst mit der Verbreiterung der Richard-Strauss-Straße zur Ringstraße entstehen neue Wohnanlagen in den Außenbereichen des Viertels. Den Anfang macht 1957 die Parkstadt Bogenhausen als Münchens erste Großwohnanlage mit Hochhausbebauung.

In den folgenden 30 Jahren entstanden noch sieben weitere Großwohnanlagen mit etwa 15.000 Wohneinheiten, die sich inzwischen zu Stadtteilen mit eigener Identität entwickelt haben. Der Siemens-Komplex und die Hochhäuser des Arabellaparks sowie das HypoVereinsbankgebäude prägen die Münchner Stadtsilhouette neu und geben bis heute Bogenhausen das moderne Bild eines lebendigen Citystadtteils. Seit 1988 verbindet die U-Bahn Bogenhausen mit der Innenstadt.

Der Name leitet sich von dem 768/769 literarisch und 776/779 urkundlich zum ersten Mal erwähnten Ort „Pupinhusir“ bzw. „Pupinhusun“ ab. Der Ort wird in den Besitzstandverzeichnissen des Klosters Schäftlarn geführt. Im 12. Jahrhundert wird daraus „Pugenhusn“, wobei die Endung „husen“ auf einen frühen Adelssitz hinweist.

Das Hochstift Freising, Hebrew University of Jerusalem
Das Hochstift Freising, Hebrew University of Jerusalem

Die Besitzer des Dorfs wechseln im frühen Mittelalter oft und für lange Perioden sind die Freisinger Bischöfe seine Lehnsherrn. Mit dem Verkauf der Grafschaft Ismaning an das Hochstift Freising im Jahr 1319 kommt es zu einer Abgrenzung der Besitzverhältnisse und Pubenhusen wird zum Grenzort des Herzogtums Bayern und bleibt dies bis zur Säkularisation 1802/03.

Die wichtigste Veränderung des Bauerndorfs Bogenhausen, seines Ortsbildes, seiner Besitz- und Sozialstruktur, aber auch seiner Rechtsverhältnisse, stellt die Entstehung der barocken Edelsitze Steppberg und Neuberghausen im 17. und 18. Jahrhundert dar.

Stab. Karte Bayer. Hauptstaatsarchiv, Plansammlung Nr. 668/V
Stab. Karte Bayer. Hauptstaatsarchiv, Plansammlung Nr. 668/V

Die erste wirklichkeitsnahe Abbildung Bogenhausens auf einer Landkarte aus dem Jahr 1716 zeigt in der Mitte die (noch) gotische St. Georgskirche mit Spitzhelm, rechts davon den Edelsitz Schloss Neuberghausen mit Gartenanlage, darunter den Preissing’schen Garten mit Gebäuden, das spätere Bad Brunnthal. Um die Straße nach Ismaning liegen einstöckige bäuerliche Gehöfte in Haufenlage. Im oberen Drittel ist der Edelsitz Stepperg zu erkennen mit den ehemals Schobingerischen Gartenanlagen. Ein Seitenarm der Isar am linken Bildrand ist als „Canal auf die Ziegelhütten“ bezeichnet, der Wasserweg zur 1716 gegründeten Ziegelei am Priel.

König Max Josef I. von Bayern
König Max Josef I. von Bayern

1805 wird in Bogenhausen der Grundstein zur Erhebung Bayerns zum Königreich gelegt. Im dortigen Sommerschloss des Freiherrn Maximilian Joseph von Montgelas, im „Schloss Steppberg“ (heutige Ismaninger Straße), unterzeichneten der Minister und ein Abgesandter Napoleons einen Geheimvertrag. Dieser führt zum Bündniswechsel Bayerns mit Frankreich, bringt dem Land einen enormen Gebietszuwachs und macht Kurfürst Max IV. Joseph von Bayern zum König Max I. An gleicher Stelle wird im Jahr 1813 ein erneuter Bündniswechsel ausgehandelt, der in den Armen und den Armeen der antinapoleonischen Allianz mit Österreich endet. Die Beteiligung an der eine Woche später stattfindenden „Völkerschlacht bei Leipzig“ hilft Bayern die territorialen Zugewinne und die Königskrone zu sichern. 1818 entsteht Bogenhausen als eigene Gemeinde, zu der eine königliche Sternwarte, die Ortsteile Neuberghausen, Brunnthal und der „Ziegelstadel am Priel“ gehören.

Das ländliche Bogenhausen, 1822; "Parthie in Bogenhausen". Blick über das noch sehr ländliche Bogenhausen auf die Frauenkirche. Lithographie von J. A. Sedlmayr aus "Ansichten des bayrischen Hochlandes", München, 1822 - 1825
Das ländliche Bogenhausen, 1822; „Parthie in Bogenhausen“. Blick über das noch sehr ländliche Bogenhausen auf die Frauenkirche. Lithographie von J. A. Sedlmayr aus „Ansichten des bayrischen Hochlandes“, München, 1822 – 1825

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerät das Ziegeleiwesen im Münchner Osten in einen fieberhaften Aufschwung. Bogenhausen deckt mit seinen Produktionen den Backsteinbedarf Münchens größtenteils ab. Aus ehemaligen Bauern wie Rheinberger, Mayerbacher, Heitmayr, Hirner, Seidl, Roth, Selmayer, Kaffl, Schmidt, Graßl und Reifenstuel werden die „Ziegelbarone“. Die vielen herrschaftlichen Villen im Stadtviertel zeugen zum großen Teil noch heute von diesem wirtschaftlichen Boom der Gründerzeitjahre. Aus dem Dorf Bogenhausen wird ein nobler Stadtteil.

Skizze der "Lindenhofvilla" in der Höchlstraße 4 in Bogenhausen (1904)
Skizze der „Lindenhofvilla“ in der Höchlstraße 4 in Bogenhausen (1904)

Am 1. Januar 1892 wird die Gemeinde in die königliche Haupt- und Residenzstadt München einverleibt.

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