Daglfing

Historische Ansichtskarte Daglfing 1902, mit Ansichten vom Gasthaus "Zur Post" (damals Gasthaus von Ludwig Liebl), St. Philippus-und-Jakobus und dem Lechnerhof. © privat
Historische Ansichtskarte Daglfing 1902, mit Ansichten vom Gasthaus "Zur Post" (damals Gasthaus von Ludwig Liebl), St. Philippus-und-Jakobus und dem Lechnerhof. © privat
Die Daglfinger Trabrennbahn 2007, Foto: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2007
Die Daglfinger Trabrennbahn 2007, Foto: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2007
Die Daglfinger Trabrennbahn 2007, Foto: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2007
Die Daglfinger Trabrennbahn 2007, Foto: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2007
Die Ostpreußenschule 2007, Foto: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2007
Die Ostpreußenschule 2007, Foto: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2007
Der Chorraum der Dorfkirche St. Philippus-und-Jakobus in Daglfing, Foto: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2007
Der Chorraum der Dorfkirche St. Philippus-und-Jakobus in Daglfing, Foto: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V., 2007

Die Gemeinde Daglfing wurde nach dem Gemeindeedikt von 1818 den vier, mit Zamdorf fünf, Ortsteilen gebildet, die zwischen den bedeutenderen Gemeinden Bogenhausen, Oberföhring, Trudering und Aschheim „übrig geblieben“ waren. Seit der Gemeindebildung waren Daglfings Ortsteile Zamdorf, Denning, Englschalking und Johanneskirchen bestrebt anderen Gemeinden zugeschlagen zu werden. Viel Zusammengehörigkeitsgefühl konnte sich in der zusammengewürfelten Gemeinde nicht entwickeln. Die Ortschaft Zamdorf erreichte 1875 die Umgemeindung nach Berg am Laim. Denning zog es nach Bogenhausen und Johanneskirchens Bauern wollten lieber bei Oberföhring sein. Bereits 1911 unternahm Daglfing den ersten erfolglosen Versuch, nach München eingemeindet zu werden. Aber die kgl. Haupt- und Residenzstadt hatte noch kein Interesse.

Die 1902 südlich des Dorf eröffnete Trabrennbahn veränderte das bäuerliche Leben. 1909 erhält die Gegend den Bahnanschluss. Zwar liegt der Bahnhof an der Straße nach Bogenhausen fast einen Kilometer westlich des Dorfes, aber nördlich und südlich davon entstanden Gewerbebetriebe mit Gleisanschluss.

1913 verlagert die Baustoffhandlung Max Niggl seinen Betrieb vom Westend an die Bahn bei Englschalking. Der kgl. Bayer. Hofsailermeister Karl Schwaiger kauft 1915 entlang der Bahnstrecke ein Grundstück, das von der Geometrie schon auf die Seilproduktion ausgelegt war. Hans Schwaiger baute 1943 auf dem Grundstück die in Haidhausen kriegszerstörte Seilerei neu auf. Die 1899 in Haidhausen gegründete Kunstschlosserei Josef Ruhland bezog 1922 nördlich der Riemer Straße (heute Am Rappelhof) in Neuzamdorf eine Fabrik für Maschinen und Schweißtechnik.

In den Zwanzigerjahren ziehen viele Münchner in den Nordosten. In Daglfing und seinen Ortsteilen entstehen Siedlungen, wie die Kolonie an der Daglfinger und Oberschlesischen Straße (1924–1928). Die Wohnungsnot treibt auch eigenwillige Blüten. Ab 1926 setzt im Daglfinger Moos die Errichtung der Liesensiedlung ein. Die Zustände in dieser wilden Kolonie, in der nur Jahre später Menschen in über hundert Siedlerstellen beengt und in unhygienischen Verhältnissen leben, führt Anfang der 1930er-Jahre zu massiven Absiedlungsaktionen der Stadt.

Der starke Zuzug und die damit verbundenen Probleme, vor allem die mangelhafte Wasserversorgung der Ortschaften, veranlassten 1928 Daglfing erneut einen Eingemeindungsantrag zu stellen. Das starke Anwachsen der Bevölkerung lässt sich an den Schülerzahlen ablesen. 1929 werden 147 Schüler in zwei Klassen unterrichtet, 1934 sind es 601 Schüler. Die Stadtverwaltung sieht sich gezwungen an der Ostpreußenstraße eine neue Schule zu bauen, die im Mai 1936 von 917 Schülern bezogen werden kann. Als Daglfing 1930 mit seinen Ortsteilen Denning, Englschalking und Johanneskirchen München einverleibt wird, vergrößert sich die Fläche des Stadtbezirks Bogenhausen um das Dreifache. Die Straßen der Gemeinde erhalten 1930 von der Stadtverwaltung neue Namen. Die Rennbahnstraße kann ihren Namen behalten. Die frühere Rennbahnstraße in der Ludwigsvorstadt, zwischen der Bayer- und der Schwanthalerstraße, heißt seit 1906 Hermann-Lingg-Straße.

Abgesehen von kleineren Einfamilienhaussiedlungen an der Daglfinger Straße und östlich der Rennbahnstraße ist Daglfing das kleine, verträumte Dorf geblieben, wo man vom Ortsmittelpunkt noch einen Blick auf das freie Land hat. Eines der letzten Dörfer auf Münchner Stadtgebiet, in dem die Zeit stehen geblieben scheint.

Bischof Otto von Freising, Babenberger Stammbaum, 1489, Stiftsgalerie Kloster Neuburg (Im Hintergrund ist Freising dargestellt)
Bischof Otto von Freising, Babenberger Stammbaum, 1489, Stiftsgalerie Kloster Neuburg (Im Hintergrund ist Freising dargestellt)

Zu Beginn des 9. Jahrhunderts erscheinen Ismaning, Oberföhring und etwas später auch Daglfing in den Freisinger Traditionsurkunden. Von Daglfing (damals Tagolfinga, Besitzungen des Tagolf oder Tachulf) liest man zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde vom 10. Dezember 839, als der Edle Ratolt Land und Unfreie in Daglfing, Gronsdorf und Aufham der Freisinger Kirche schenkt. Von seinem Sohn Chunihoh, einem Bischof, der zu dieser Zeit im Ausland weilt, muss noch die Zustimmung eingeholt werden. Dies geschieht im Januar 845; Bischof Chunihoh erweiterte diese Schenkung noch um alles, was er von seinen Eltern dort geerbt hat. Ab 1319 gehört Daglfing zur Grafschaft Ismaning im Hochstift Freising. Nach dem Weihesteuerregister von 1541 und 1543 besitzt der Bischof von Freising in Daglfing fünf ganze Höfe, drei Lehen und eine Hube.

Darstellung der Beulenpest in der Toggenburgbibel, 1411
Darstellung der Beulenpest in der Toggenburgbibel, 1411

Im dreißigjährigem Krieg (1618-1648) ist auch Daglfing von den Durchzügen der Truppen betroffen. Es werden vier Höfe zerstört, die Schmiede, der Zehetmair-, Kotter- und Proßerhof. 1634 herrscht die Pest in der Stadt München und auch in ihrer Umgebung. In den alten Schriften wurde vermerkt, dass die Bauern vom Proßerhof und Sattlerhof in Daglfing an der Pest verstorben sind. In den Kriegen der napoleonischen Zeit wird die Grafschaft Ismaning trotz Neutralität des Freisinger Fürstbischofs durch Truppendurchzüge und Einquartierungen belastet. 1803 wird Daglfing Teil des Kurfürstentums Bayern.

Lageplan Daglfing um 1830: Bernst © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.
Lageplan Daglfing um 1830: Bernst © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V.

Die Gemeinde Daglfing wird nach dem Gemeindeedikt vom 5. Juli 1818 gebildet und umfasst 1820 die vier Dörfer Daglfing, Englschalking, Johanneskirchen und Zamdorf, einen Weiler (Denning) und eine Einöde (Steinhausen). 1860 gehörten zum Steuerdistrikt Daglfing 52 Häuser, 1181 Parzellen mit einer Gesamtfläche von 4872 Tagwerk 45 Dezimale. Ab 1803 gehört die Distriktsgemeinde Daglfing zum Landgericht München Au, später zum Landgericht München Rechts der Isar. Um 1830 ist Daglfing ein intaktes Dorf mit wuchtigen Bauernhöfen wie zum Beispiel dem heute unter Denkmalschutz stehenden „Meßnerhaus“. Ein virtueller Rundgang führt durch das „Dorf“ Daglfing (dazu bitte rote Markierungen anklicken):

Die Gemeinde besteht von 1818 bis zu ihrer Eingliederung nach München am 1. Januar 1930. Um diese machte sich vor allem der damalige Bürgermeister von Daglfing, Wilhelm Flaschenträger, verdient.

Bis heute liegt der alte Dorfkern von Daglfing gleichsam im Windschatten der Zeiten.

Ansichtskarte, vier Ansichten von Daglfing, um 1900.
Ansichtskarte, vier Ansichten von Daglfing, um 1900.
Ansichtskarte "Gruß aus München-Daglfing" (Privatbesitz), 1939. Im Uhrzeigersinn von links oben: Geschäft am Daglfinger Platz/Daglfinger Straße, Trabrennbahn Daglfing, Tannenberg Schule, St. Emmeram Kirche, in der Mitte St. Philippus und Jakobus.
Ansichtskarte „Gruß aus München-Daglfing“ (Privatbesitz), 1939. Im Uhrzeigersinn von links oben: Geschäft am Daglfinger Platz/Daglfinger Straße, Trabrennbahn Daglfing, Tannenberg Schule, St. Emmeram Kirche, in der Mitte St. Philippus und Jakobus.
Ansichtskarte »Gruß aus München-Daglfing« (Privatbesitz), ca. 1960er-Jahre. Im Uhrzeigersinn von links oben: Geschäft am Daglfinger Platz/Daglfinger Straße,  die Haupttribüne der Trabrennbahn Daglfing, der Blick auf die Burgauerstraße und die 1960 gebaut VDK-Siedlung, wieder die Trabrennbahn Daglfing.
Ansichtskarte »Gruß aus München-Daglfing« (Privatbesitz), ca. 1960er-Jahre. Im Uhrzeigersinn von links oben: Geschäft am Daglfinger Platz/Daglfinger Straße, die Haupttribüne der Trabrennbahn Daglfing, der Blick auf die Burgauerstraße und die 1960 gebaut VDK-Siedlung, wieder die Trabrennbahn Daglfing.

Ein virtueller Rundgang durch den Dorfkern

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